KINDERHORDEN Menschengerechte Kinderselbstorganisation nach basisdemokratischem Stammesvorbild GRÜNDUNGSANLEITUNG von Freigeist von Lebenskunst Studierter Steinzeitarchäologe, Kinderhordengründer & Evolutionsphilosoph ------------------- GRÜNDUNGSSEMINARE & -WEBINARE FÜR ELTERN, PÄDAGOGEN UND GEMEINSCHAFTEN MIT KINDERN AUF ANFRAGE - siehe Seitenende - ------------------- Der vorliegende Text befindet sich in schubweiser Weiterentwicklung. Die vorliegende Überarbeitung ist vom: 4. Oktober 2020 Einleitung
Die gesamte Menschwerdungsgeschichte empor selbstorganisierten sich
unsere Ahnen ausgesprochen erfolgreich in Horden, die sie allmählich zu
komplexeren Stammesgemeinschaften weiterkultivierten, aus denen
schliesslich die frühen Superstammeszivilisationen entstanden. Während
all dieser ganzen Zeit, auf allen sozialen Kulturstufen, sozialisierten
sich die Kinder durchgehend unter dem Schutz und am Vorbild der
Erwachsenengemeinschaft in einer eigenen
Kindergruppe - die ich hier Kinderhorde nennen will -, in der sie sich eigenwillig sozial zu engagieren und
selbstorganisieren lernten. So konnten sie zu mündigen, kreativen
Menschen heranwachsen, die sowohl selbständig denken konnten als auch zu
einem hochentwickelten Wir-Gefühl fähig waren und genau jenen
Eigenwillen zur gemeinsamen Stärke entfalteten, der unsere Art zur
Krone der irdischen Evolution aufsteigen liess. Als Menschen allerdings im aufkommenden Patriarchat einander zu beherrschen und zu zähmen begannen, zerstörten sie die uralten basisdemokratischen Gemeinschaftsstrukturen zugunsten der patriarchalen Familiengesellschaft mit ihrer Machtpyramide und unterwarfen ihre Kinder der Familienerziehung, sowie der anschliessenden Dressur durch das jeweilige Herrschaftssystem. Seitdem wachsen Kinder nicht mehr zu freien, sozialen Menschen heran, die von sich aus ein Gemeinschaftsleben ihrer Wahl organisieren, sondern zu Systemsklaven, die von ihrer Gesellschaft fremdbestimmt, ferngesteuert und ausgebeutet werden. Dieser neue Typus beherrschter und aus Ohnmacht herrschsüchtiger Menschen entwickelt nicht mehr voll seine arteigenen Potentiale, sondern leidet meist unter kleinkindhafter Unmündigkeit, Egozentrismus, Zivilisationsneurosen, Ersatzbefriedigungen und kollektiven Massenpsychosen, die ihn mit dem wiederholt versuchten Gesellschaftsselbstmord bedrohen. Menschlich ist das schon lange nicht mehr, sondern so unmenschlich wie die Versklavung des Menschen durch die eigene Art nur sein kann. Wer nun Interesse hat, seine Kinder nicht mehr dem Erzieherwillen zu unterwerfen und zum Sklaven einer ausbeuterischen Gesellschaft zu erziehen, findet hier eine Anleitung zum Aufbau einer horden- und stammesspezifischen Kindergruppe, in der heile, mündige Basisdemokraten heranwachsen können. Orientierungspunkte sind dabei sowohl ethnologische Beobachtungen der Kinderselbstorganisation bei den letzten heutigen Naturvölkern (zumindest sofern diese noch die ursprüngliche Horden- und Stammesgemeinschaftsstruktur aufweisen), als auch der Vergleich mit den sozial lebenden Menschenaffen und anderen höheren Säugetierarten, die eine Gemeinschaftsstruktur mit Kindergruppe aufweisen, sowie geschichtlich überliefertes Wissen über die Lebensweise unserer Vorfahren und nicht zuletzt aktuelle Beobachtungen selbstorganisierender Kindergruppen in freiheitlichen postmodernen Umfeldern. Ich wünsche in diesem Sinne allen Eltern, Pädagogen und Interessierten, die das Patriarchat mit seiner Kindesbeherrschung kindgerecht überwinden wollen, viel Inspiration und Tatkraft. Freigeist von Lebenskunst Berlin, Juli 2013 Grundstruktur und Lebensweise der Kinderhorde
Von Natur her bleiben Menschenkinder nur als Säuglinge eng bei ihrer
Mutter
und brauchen in dieser Zeit zum Aufbau eines sozialen Urvertrauens ein
inniges Mutter-Kind-Verhältnis. Der Vater ist in Horden- und
Stammeskulturen in der Regel unbekannt
und hat keine spezielle Elternrolle inne, sondern alle Männer des
Stammes dienen den Kindern gemeinsam als Vorbilder. Statt mit jeweils
einem Mann, wie in patriarchalen Familien, organisieren sich in der
Stammesgemeinschaft mehrere Mütter mit ihren Babys zu einer
Frauengruppe, die sich gegenseitig bei
der Babypflege unterstützt, so dass die Säuglinge von Anfang an in ein
inniges Gemeinschaftsleben hineinwachsen. Mit dem Abstillen, wenn die
Kleinkinder selbstständig essen und laufen können, sowie zu sprechen
beginnen, entfernen sie sich
zunehmend von den Müttern und schliessen sich der Kinderhorde der
Gemeinschaft an, die
in der Nähe der Frauengruppe bleibt. Naturkinder verlassen also schon
mit 2-3 Jahren ihr Nest und wachsen ungezogen elternlos glücklich mit
anderen
Kindern im bedingungslosen Schutze einer Erwachsenengemeinschaft auf.
Die Kinder
selbstorganisieren sich altersgemischt vom Abstillalter bis zur
beginnenden Pubertät. Die kleineren Kinder wenden sich um Trost und Rat
an die Älteren, die damit schon frühzeitig gefordert werden,
Liebesfähigkeit und soziale Verantwortung zu entwickeln, also eine
elternähnliche Rolle zu übernehmen. Die älteren Kinder wiederum
orientieren sich eigenwillig an den Erwachsenen der Gemeinschaft, deren
Verhalten und Kultur sie spielerisch nachahmen und dabei auch – in
kindgerechter Sprache – den kleineren Kindern weitervermitteln.
Gleichaltrige Kinder neigen zu Konkurrenzverhalten, da sie ihre Kräfte
aneinander messen und aufbauen können, wobei die Älteren als Schlichter
in Streitfällen fungieren. Die Erwachsenen nehmen derweil kaum
erzieherischen Einfluss auf die Kinder, zeigen ihnen nur für das
Überleben der Gemeinschaft unbedingt wichtige Verhaltensgrenzen auf und
und stellen ihnen ansonsten bedingungslos Obdach, Schutz, Nahrung
und Vorbild zur Verfügung, vertrauen dabei auf die gesunde Entfaltung
der evolutionsgereiften menschlichen Instinkte und geben den Kindern
alle Informationen, die diese von sich aus haben wollen. Da
Menschenkinder von Natur aus ausgesprochen neugierig sind, wollen sie
freiwillig nach und nach alles lernen, was sie als Erwachsene später
einmal zum Leben brauchen werden und fordern entsprechendes Wissen und
praktische Kenntnisse von den Grossen ein. Da Horden- und
Stammesmenschen in
Geschlechtergruppen leben (die Frauen bilden eine Frauengruppe und die
Männer eine bis mehrere Mannschaften), entwickeln auch die Kinder mit
zunehmendem Alter die Neigung zu geschlechterspezifischen Spielen, d.h.
die Jungs spielen unter sich z.B. „eine Mannschaft bilden“ und die
Mädchen leihen sich z.B. Babys von den Müttern aus, um sie zu hüten,
wobei die grösseren Jungs sich auch schon phasenweise den erwachsenen
Männern anschliessen und die Mädchen den Frauen. In Pupertätsritualen
werden sie dann in die Welt der Erwachsenen eingeführt und verlassen
die Kinderhorde. Patriarchale Erbsünden gegen die artgerechte Kindersozialisierung
Die patriarchale Kindererziehung verstösst in einigen wesentlichen
Punkten gegen die natürliche Hordensozialisierung der Kinder. Zunächst erleiden bereits viele Säuglinge Brüche in ihrem sozialen Urvertrauen, weil ihre Mütter aufgrund ihrer eigenen Erziehungsschäden nie die volle Reife zur heilen Babybehandlung erworben haben. Auch die in diesem Alter einsetzende Reinlichkeitserziehung zwingt die Kinder schon frühzeitig, ihren eigenen natürlichen Impulsen zuwiderzuhandeln. Patriarchale Säuglinge schreien deshalb tendenziell auch viel häufiger als dies von ihren rein körperlichen Beschwerden (Zahnung, Blähungen etc.) tatsächlich zu erwarten wäre. In der sogenannten "Trotzphase" mit 2-3 Jahren, wenn Kleinkinder dem instinktiven Impuls folgen wollen, ihre Mutter zu verlassen und sich einer Kinderhorde anzuschliessen, wird dann der kindliche Eigenwille zur Selbständigkeit durch die Eltern gebrochen oder mindestens gebeugt (das Kind wird an die Eltern gefesselt und muss ihrem Willen gehorchen), was mit einem traumatisierenden Zwang zur Unterwerfung einhergeht, aus der später keine mündigen Menschen erwachsen können. Ob der erzieherische Druck durch Peitsche oder Zuckerbrot ausgeübt wird, bringt nur unterschiedliche Arten von Erziehungsschäden hervor, unterscheidet sich aber nicht in seiner grundsätzlichen Neigung zur Versklavung des Kindes. Dieser Vorgang lässt sich sehr gut mit dem Pfropfen eines Obstbaums vergleichen, bei dem der Baum in jungen Jahren über seiner natürlichen Wurzel abgeschnitten wird und ihm die fremde Krone eines gezüchteten Kulturobstbaums aufgesetzt wird. Ebenso wird patriarchalen Kindern im Abstillalter ihre eigenwillig-natürliche Entfaltung abgeschnitten und ein kultureller Überbau ins Hirn gepflanzt, dem entsprechend sie fremdbestimmt weiterzuwachsen haben. Da der kindliche Eigenwille im Grunde genommen der allen Lebewesen eigene natürliche Impuls ist, aus dem innersten des Lebens heraus sich möglichst frei nach aussen zu entfalten, erwachsen aus fremdbestimmten Kindern keine eigenständigen Schöpfer ihres Lebens, sondern roboterähnliche Geschöpfe ihrer Macher und Programmierer. Die so Geprägten entwickeln sich in der Regel zu mehr oder weniger ausgeprägte Narzisten, die zwischen masochistischer Unterwerfungslust (unter eine Obrigkeit) und sadistischem Rachedrang (gegen Schwächere) hin- und herpendeln und aufgrund ihrer mangelnden sozialen Mündigkeit selbstverliebt erscheinen. Kinder, die zwanghaft an Eltern gebunden werden, statt ein gesundes Gemeinschaftsleben mit anderen Kindern zu entwickeln, werden dadurch künstlich auf "Unter-vier-Augen-Beziehungen" fixiert, was sie später weitgehend teamunfähig macht. Statt dessen neigen sie dann gerne zu Klammerbeziehungen in beengenden Partnerschaften (nur DU allein, ein Leben lang!). Zudem lernen sie, zu grösseren, höherrangigen "Obrigkeiten" aufzuschauen und zu tun, was diese von ihnen verlangen. Dies sind zunächst die Eltern oder andere Erzieher, später übernehmen die Vertreter des Systems (Staat, Religion, Wirtschaft etc.) die Rolle der Obrigkeit, der die Obrigkeitshörigen wie eine Schafherde nachlaufen - sogar, wenn sie wissen, dass es zur Schlachtbank geht. Während des Erziehungsprozesses wird häufig die instinktive kindliche Neugier unterdrückt, da die Kinder in der Regel nicht lernen sollen, was sie wollen, sondern was ihnen vorgegeben wird. So lernen sie, keine Fragen mehr zu stellen und entwickeln sich zu Fatalisten, die einfach hinnehmen, wie das Schicksal ihnen mitspielt. Dieses Phänomen ist in den unteren Bevölkerungsschichten (die nutzbringend arbeiten und nicht über den Sinn ihres Tuns nachdenken sollen) sehr viel weiter verbreitet als in den gehobenen Schichten, deren Kinder oft neugierig genug bleiben dürfen, um das Wissen und die Fähigkeiten erwerben zu können, die Unterklassen zu beherrschen und auszubeuten. Werden Kinder gar schon frühzeitig am Spielen gehindert, etwa, weil sie als billige Arbeitskräfte gebraucht werden (z.B. in agrarischen Gesellschaften), verlieren sie fast vollständig die Fähigkeit, sich durch freudvolles Dazulernen ihr Leben und seine Umstände selbst zu erschaffen und können sich in der Regel auch nicht frei sozialisieren, was sie zu abhängig-befehlshörigen Arbeitsmaschinen verkommen lässt. Sperrt man gleichaltrige Kinder zusammen, wie in Kindergarten und Schule meist üblich, fördert man dadurch ihr natürliches Konkurrenzverhalten des Aneinandermessens von Gleichstarken, ohne dass dieses in Rücksicht auf Jüngere oder Orientierung an Reiferen sozial eingebunden wird. Dem jeweiligen Herrschaftssystem kann dies nur recht sein, weil es Kindern auf diese Weise leicht beibringen kann, gegeneinander für das System zu arbeiten statt miteinander ihre eigene Kultur zu schaffen - ganz im Sinne des Herrschaftsprinzips "Teile und herrsche!". Der Menschentypus, der aus solchen Kindern erwächst, ist tendenziell kriegerisch und egoistisch und entsprechende Gesellschaften sind dementsprechend unmenschlich und asozial. In den modernen Kleinfamilienstrukturen ist die – scheinbar gutgemeinte – Kinderhaltung in Einzelzimmern zu einer systematischen Einzelhaft in Isolationszellen ausgeartet, die den Kindern ebenfalls die freie Sozialisierung mit anderen Kindern erschwert und ausgeprägte Egoisten heranzieht. Sie dürfen wie Häftlinge ihr Zimmer nur verlassen, um elterngenehme und systemkonforme Tätigkeiten oder Spiele auszuüben. Selbst die sogenannte „antiauthoritäre Erziehung“ hat diese Isolationsfolter meist aufrechterhalten und damit nur ganz besonders egoistische Asoziale herangezogen. Aber auch das Zusammenleben mit Geschwistern bietet nicht unbedingt Linderung, da diese häufig miteinander um die begrenzte Zuwendung der Eltern konkurrieren, an die sie gekettet und auf die sie zwanghaft fixiert sind. Schliesslich ist eine Familiensituation (und scheine sie auf den ersten Blick auch noch so heil) in keinster Weise artgerecht, weil Ehejoch und Familienerziehung zur Unterwerfung freier Hordenmenschen geschaffen wurden. In einer Kinderhorde sind immer genug andere Kinder bereit, einem Kind Zuwendung zu geben, wenn es dessen bedarf und dies kundtut. Nachdem die Kinder sich durch ihre Erziehung gequält und endlich gross geworden sind, nun offiziell als „mündig und frei“ gelten, werden sie vom jeweiligen Herrschaftssystem gezwungen, auch als Erwachsene weiterhin in ihrer kindlichen Abhängigkeitsrolle zu verharren, sich Gott, dem Staat, ihrem Arbeitgeber oder wem auch immer zu unterwerfen und zu machen, was man von ihnen verlangt. In den sogenannten „freiheitlichen“ Gesellschaften wird ihnen dabei nur etwas mehr Leine gelassen, ohne dass ihnen wirklich grundsätzliche Freiheiten gewährt würden. Solcherart kleingehaltene Erwachsene sind nicht wirklich verantwortungsfähig und ausgesprochen neurotisch, so dass es notwendig erscheint, sie zu führen und ihnen moralische Vorschriften zu machen, wobei in aller Regel auch die selbsternannten oder volksgewählten Führer hochgradige Neurotiker sind, die ihr Tun und Lassen nicht wirklich verantworten können. Was nicht verwundert, wenn man bedenkt, dass patriarchale Gesellschaften nicht nur ihre Untertanen dressieren, sondern auch ihre Eliten ganz besonders ausgeprägt erziehen. Insgesamt beschwört diese Art der Kinder- und Erwachsenenerziehung den ewigen Weltkrieg „menschliche Kultur gegen menschliche Natur“ herauf, in dem die natürlichen Triebe und Neigungen meist als sündig diffamiert werden und durch künstliches Verhalten ersetzt werden sollen. Jede Art von Verwilderung wird dabei systematisch unterdrückt und die sogenannte „Normalität“ wächst sich zu einer Erbsünde der Kultur gegen die menschliche und alle Natur aus, die schliesslich sogar lebensbedrohliche Ausmasse annimmt. Neuaufbau von Kinderhorden
Nachdem die patriarchale Kindererziehung nichts als gefährlichen Unsinn
hervorgerufen und die Menschen bösartig deformiert und entartet hat,
dürfte es höchste Zeit werden, das uralte Erfolgsmodell der
Sozialisierung in Kinderhorden neuzubeleben. Besonders im
freiheitlicheren Westen, wo die traditionelle Familienstruktur in
starker Auflösung und der Bedarf nach neuem Gemeinschaftsleben hoch
ist, dürften die Chancen erfolgversprechend sein. Zudem zeigen
inzwischen mehrere Jahrzehnte Kommunenerfahrung mit Kindern und das
Wirken alternativer Schulsysteme (Montessori, Freie Schulen, Summerhill
etc.), dass die Selbstorganisation von Kindern nicht nur in
Steinzeithorden, sondern auch im postmodernen Gesellschaftskontext
sehr gut zu funktionieren scheint. Auch die Tatsache, dass eine ganze
Reihe früher Zivilisationen nicht als patriarchale
Familiengesellschaften, sondern als am Hordenleben orientierte
Superstämme organisiert waren, die erst durch die weit höhere
Aggressivität kriegführender Herrschaftsimperien beendet wurden, zeigt,
dass hochkomplexe zivilisierte Gesellschaften durchaus auf der
Grundlage vernetzter Hordengemeinschaften aufgebaut werden können. Was
also müssen für Bedingungen zur Gründung von Kinderhorden im
zivilisatorischen Kontext vorhanden sein? Zunächst einmal brauchen die Kinder eine funktionierende Erwachsenengemeinschaft, die sie trägt und ihr den notwendigen Freiraum verschafft. Damit eine solche Erwachsenengemeinschaft aber tatsächlich funktioniert, sollte sie von Anfang an als Therapiegemeinschaft konzipiert werden, in der die Erwachsenen ihre eigenen Erziehungsschäden ausheilen. Denn unheile Erwachsene sind kein gutes Orientierungsvorbild für die zu gründende Kinderhorde und oftmals mit ihren neurotischen Filmen ein Hemmschuh oder sogar ein Scheiterungsgrund für das Gemeinschaftsleben überhaupt. Eine Therapiegemeinschaft strebt am besten die Nachreifung des menschlichen Instinktlebens an und orientiert sich dabei sinnvollerweise am Hordenleben (genauere Beschreibung einer Nachreifungsgruppe im Infotext „Tribal Newvival - Stammesneubelebung“ vom Autor dieses Textes hier). Es sei allerdings erwähnt, dass die Beobachtung heutiger Kindergruppen (z.B. in Wagenburgen oder Aussteigerdörfern) zeigt, dass die Kinder auch in einer nicht ganz heilen Erwachsenengemeinschaft instinktiv dazu neigen, Horden zu bilden, wenn sie nur die Freiräume dazu haben, etwa weil die Erwachsenen viel zu sehr mit ihren eigenen persönlichen und sozialen Problemen beschäftigt sind und ganz froh sind, wenn die Kinder zum Spielen mit anderen Kindern rausgehen. Von enormer Wichtigkeit ist es allerdings, dass die Eltern und insbesondere die Mütter bereit sind, ihre Kinder auch tatsächlich freizulassen. Das ist keineswegs selbstverständlich – auch nicht bei Eltern, die ihre Kinder möglichst frei aufwachsen lassen wollen. Da die allermeisten Mütter nämlich selbst nicht emotional und sozial voll gereift sind, beuten sie die Abhängigkeit ihrer Kinder von ihnen gerne emotional aus. Mutter-Kind-Beziehungen sind schliesslich emotional sehr viel ergiebiger und dauerhafter als die allermeisten Partnerschaften oder Freundschaften. Der patriarchatstypische Egoismus tut sein übriges („Das ist mein Kind und ich bestimme, was aus ihm wird!“). Eine Kinderhorde sollte optimalerweise altersgemischt sein, damit sie mehr ist als nur eine gleichaltrige Gruppe miteinander konkurrierender Kinder, die ständiger Schlichtungen und sonstiger Eingriffe durch Erwachsene bedarf. Und am besten auch gemischtgeschlechtlich, damit Jungen und Mädchen das andere Geschlecht von Anfang an kennenlernen - selbst wenn sie mit zunehmendem Alter geschlechtsspezifisch zunehmend unterschiedliche Wege gehen werden. Kinderhorden brauchen unbedingt ihren eigenen Schutzraum, den sie sich selbst schaffen, d.h. sie neigen dazu, sich selbst ein oder mehrere kleine Häuser oder Hütten zu bauen oder ein gemeinsames Kinderzimmer selbst auszugestalten, wobei sie sich am Vorbild der Erwachsenenarchitektur orientieren und nach und nach lernen, sich und den ihren später ein Dach über dem Kopf zu schaffen. Im Kinderhaus spielen sie auch Kochen oder Mit-Werkzeugen-arbeiten oder erotische Doktorspiele, um auf kindgerechte Weise in die Kultur der Grossen hineinzuwachsen. Wichtig ist, das kein Erwachsener Zutritt hat, wenn die Kinder ihn nicht ausdrücklich einladen, so dass das Kinderhaus als Stätte der kindlichen Souveränität erlebt wird. Es wäre allerdings naiv, anzunehmen, dass eine Horde von Kindern patriarchaler Eltern ganz ohne Aufsicht oder Einflussnahme durch Erwachsene auskommen könnte. Und zwar, weil die Kinder oft schon erste Erziehungsstörungen aufweisen und die sich daraus ergebenden Konflikte nicht immer selbst lösen können. Daher ist es sinnvoll, wenn zumindest einige gut ausgebildete und weitgehend fertig therapierte Erwachsene als Schlichter und Vorbilder mit den Kindern arbeiten können. Wobei sie sinnvollerweise ihre Eingriffe ins Kinderhordenleben minimal halten sollten. Das Optimum wäre wie im ursprünglichen Hordenleben, dass einige Erwachsene immer in der Nähe der Kinder sind (falls diese Hilfe benötigen), sich aber ansonsten im Hintergrund halten. Sinnvoll kann der Erwachseneneinfluss vor allem dann eingesetzt werden, wenn es darum geht, Kinderhorden nicht in die Bandenbildung abgleiten zu lassen. Eine Kinderbande, wie man sie von verwahrlosenden Strassenkindern in Ghettosituationen kennt, zeichnet sich durch eine ausgeprägte Machtpyramide aus, mit einem Bandenführer, der meist der gestörteste Grobian ist, einem Haufen Mitläufer und einigen Underdogs, die von allen getreten werden dürfen. Eine solche Kinderbande ist eine krankhafte Nachahmung einer unheilen Erwachsenengesellschaft, wie sie von bereits höhergradig erziehungsgestörten und dann freigelassenen Kindern gebildet wird. Hier gilt es für Erwachsene, die diese Situation erkennen, die Kinder vor potentiellen Tyrannen unter ihnen in Schutz zu nehmen und ihre natürliche Neigung zur basisdemokratischen Selbstorganisation zu fördern, so dass sie sich letztlich selbst gegen Bandenbildungstendenzen zu wehren lernen. Gesunde Kinderhorden bilden eine soziale Kreisform auf gleicher Augenhöhe, in der eine natürliche Authorität nur zeitweise und spezifisch demjenigen Kind zubemessen wird, dessen Fähigkeiten von den anderen im jeweiligen Augenblick benötigt werden. Wer z.B. gerade die beste Idee hat, was man als nächstes spielen könnte, kann die anderen animieren, ihm zu folgen, bis das nächste Kind während des Spiels eine Idee hat, wie man das Spiel weiter verfeinern könnte und alle sich an seinem Vorschlag orientieren. Sozial besonders kompetente, meist ältere Kinder sind bei den anderen auch besonders beliebt und können durch ihre ausgeprägte Menschlichkeit und höhere Reife mehr Einfluss haben und sind öfter in zeitweisen Führungspositionen innerhalb der Kinderhorde zu finden. Sie sind aber keine "Chefs" mit wirklicher Macht, sondern nur durch freiwillige Orientierung seitens der anderen häufig im Mittelpunkt des Geschehens. Von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit ist auch eine Aufklärungs- und Abfederungsarbeit der Erwachsenen der patriarchalen Gesellschaft und ihren offiziellen Vertretern gegenüber, denen völlig frei aufwachsende Kinder ein Dorn im Auge sein können. Beschwerden von Nachbarn, Anzeigen beim Jugendamt, besorgte Behördenvertreter etc. dürften anfangs zum ganz normalen Kinderhordenalltag gehören, da freie Kinder eben machen was sie wollen - und nicht, was sie sollen. Auch die - zumindest in Deutschland zu berücksichtigende - Schulpflicht sollte kreativ ins Kinderhordenleben integriert werden. Natürlich ist es wichtig, der überbordenden Neugier der Kinder Bildungsmöglichkeiten anzubieten, die über das normale Gemeinschaftsleben hinausreichen und auf das Leben in einer hochkomplexen globalen Welt vorbereiten. Da aber herkömmliche Schulen Kindern nur wenig sinnvolles für´s Leben beibringen, sondern gefügige Systemroboter aus ihnen machen wollen, sind sie Gift für frei aufwachsende Hordenkinder. Es wäre daher unbedingt empfehlenswert, den Kindern die Möglichkeit zu schaffen, auf eine freie Schule zu gehen, wenn sie dies wollen oder es mit Homeschooling zu versuchen oder den Kindern einfach Zugang zu Büchern, Werkzeugen, Internet usw. zu verschaffen und ihnen kreativ vorzuleben, was man alles damit erreichen kann (was aber aus rechtlichen Gründen eher ausserhalb Deutschlands interessant wäre). Zeigen die Kinder individuelle Interessen und Talente, so sollte man ihnen als Erwachsener die Möglichkeit bieten, diese Interessen von sich aus zu vertiefen, bis sich daraus vielleicht eine Neigung zu einer Berufung, einem Beruf oder ähnlichem ergibt. Und schliesslich sollte man als Erwachsener, der eine Kinderhorde gründen - oder besser mitgründen - will, bereit sein, sich Schritt für Schritt in Richtung Kinderhorde zu bewegen, denn von heute auf morgen eine Gemeinschaftsform neuzubeleben, die in unserer Kultur Jahrtausende lang unterdrückt, verfemt und schliesslich vollständig vergessen wurde, ist und bleibt vorerst eine schwierige Herausfoderung. So kann es etwa sinnvoll sein, mit einer "Teilzeitkinderhorde" zu beginnen, in der sich die Kinder zumindest einen Grossteil ihrer Zeit selbstorganisieren können, während sie die restliche Zeit bei ihren Eltern verbringen. Dies bietet sich z.B. an, wenn die Eltern keine räumlich zusammenlebende Erwachsenengemeinschaft bilden, sondern ein loses Netzwerk, dessen Kinder sich tagtäglich auf dem selben Abenteuerspielplatz treffen können. Es kann also nicht darum gehen, in der Kinderhordengründung von Anfang an perfekt zu sein, sondern immer besser zu werden und dabei wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die uns im Laufe der patriarchalen Erziehungsgeschichte verlorengegangen sind. Ein spannendes Forschungs- und Experimentierfeld also. Und die Hauptakteure sind ohnehin die Kinder, die das genaue Aussehen und Verhalten ihrer Kinderhorde selbst bestimmen. Wir Erwachsene können dabei nicht mehr sein als ihre Förderer. Wenn das Experiment gelingt - und wir können dabei auf das natürliche menschliche Artpotential vertrauen, das sich möglichst frei und spielerisch vom Kind zum Erwachsenen entfalten will - werden aus Hordenkindern freie, liebesfähige Menschen erwachsen, fähig, soziale Gemeinschaften mit Freude selbstzuorganisieren.und fähig auch, sich weltweit kreativ zur planetaren Intelligenz zu vernetzen, so wie auch das Hordenleben in seiner frühgeschichtlichen Endzeit einst schon Stämme und Superstämme, ja ganze Kulturkreise aus freien, sozialen Menschen hervorbrachte und so wie die zwischenzeitlich erwachsen gewordenen Sprösslinge von Summerhill und so manch anderer selbstorganisierten Kindergruppe Hoffnung auf das mögliche Gelingen einer postmodernen Sozialrevolution machen. Denn genau jenen uralt-vertrauten und jetzt-wieder-neuen Hordenmenschentypus könnten wir nun dringend brauchen, da der selbstzerstörerische patriarchale Menschenschlag zunehmend düstere Zukunftsaussichten hat. Hordenkinder sind ein Licht am Horizont der Zivilisationsheilung, das hell wie eine Sonne am Himmel der menschlichen Gattung aufstrahlen könnte - wenn wir mehr oder weniger Erzogenen solch wilde Ungezogenheiten einfach nur zulassen würden. Freigeist von Lebenskunst |