Nach der Frauenemanzipation vom traditionellen patriarchalen Rollenbild
wird es nun Zeit für die Männeremanzipation. Denn auch die Männer
wurden und werden zum Teil noch vom Patriarchat in ein Rollenbild
gezwungen, das ihnen nicht gerecht wird. So darf der traditionelle
Macho keine Gefühle zeigen und hat ein überzogen aggressives Verhalten
toxischer Männlichkeit. Zwar ist das Patriarchat zumindest im
westlichen Kulturkreis stark rückläufig und die Jungenerziehung ist
deutlich weicher geworden, aber da Männer bisher nie eine eigene
ausgeprägte Emanzipationsbewegung hatten und heute als Kinder allzu
häufig von alleinerziehenden Müttern grossgezogen werden, werden sie
gerade massiv von einem oft recht männerfeindlichen Feminismus
überrollt und gegen die Wand gedrückt, ohne allzu viele eigene
Gegenkonzepte zu haben. Sicher hat die Integration der Jung´schen
"Anima" - des weiblichen Anteils der männlichen Psyche - die Männer
wieder ganzheitlicher gemacht und Männer dürfen heute wieder Gefühle
zeigen - dafür aber leidet ihr eigener männlicher Psychenanteil massiv
unter einer "Überverweiblichung", die sie zu Waschlappen verkommen
lässt. Für toxische Feministinnen ein Grund, an den so Geschwächten
jetzt böse Rache für die lange patriarchale Unterdrückung der Frau zu
nehmen. Für wahrhaft selbstbewussste Frauen ein Grund zur Frustration,
weil es kaum noch richtige, volle Männer gibt, die als gleichwertiger
Partner taugen. Den Männern, insbesondere den jüngeren Generationen,
fehlen häufig neue männliche Rollenvorbilder, die eine gesunde
ganzheitliche Männlichkeit verkörpern. Diese zu entwickeln ist die
zentrale Herausforderung der nun beginnenden Männeremanzipation.
Autoren wie Robert Moore und Douglas Gillette mit ihrem Kultbuch
"König, Krieger, Magier, Liebhaber" über die vier männlichen
Grundarchetypen haben hier wichtige Grundsteine gelegt. Es gilt, sowohl
den einseitig patriarchalen Macho als auch den einseitigen Waschlappen
zu überwinden und Männerrollen wieder ganzheitlich zu denken und zu
leben. Der "ganze Mann" mit gelebten Gefühlen und konstruktiv-kreativer
Aggression ist jetzt gefordert. Männeremanzipation dürfte
dementsprechend eine der aufregensten und fruchtbarsten Entwicklungen
unserer Zeit sein. Es geht um nicht weniger als die Selbstermächtigung
eines neuen, vollwertigen Männertyps zur Heilung der Gesellschaft von
ihnen jahrtausende alten patriarchalen Verformungen.
|